Auftaktausstellung: Dokumentarfotografie Förderpreise 15 der Wüstenrot Stiftung zeigt junge Positionen aktueller künstlerischer Dokumentarfotografie im Museum Folkwang
Das Museum Folkwang und die Wüstenrot Stiftung zeigen vom 10. Oktober 2025 bis 4. Januar 2026 neue Arbeiten von Nazanin Hafez, Kristina Lenz & Alex Simon Klug, Malte Uchtmann und Hannah Wolf. Die fünf Künstler:innen wurden 2024 mit dem Dokumentarfotografie Förderpreis 15 der Wüstenrot Stiftung ausgezeichnet und konnten die aktuellen Projekte dank des mit 10.000 Euro dotierten Förderpreises realisieren.
Die Preisträger:innen setzen sich in unterschiedliche Weise mit bestehenden Sichtweisen auf unsere Welt auseinander auseinander, die die Gesellschaft und das Individuum betreffen. Die Strategien und Formen, die hierbei Anwendung finden, bewegen sich zwischen dokumentarisch-fiktionalen und KI-generierten Bildwelten.
Nazanin Hafez (*1991) thematisiert in ihrer multimedialen Arbeit Spectators (2025) Plätze öffentlicher Hinrichtungen im Iran. Sie untersucht wie sich diese dokumentieren lassen, ohne Gewalt zu reproduzieren, und inwiefern die Zuschauenden eine moralische Mitverantwortung tragen. Dafür verwendet sie analoge Farbfotografien, Collagen, bestehend aus Found Footage- Bildmaterial iranischer und internationaler Nachrichtenagenturen, Zeitungen und Social-Media- Beiträge sowie ein Video. Ihre Arbeit adressiert das menschliche Verantwortungsbewusstsein und ruft zu einem reflektierten Umgang mit Medienbildern auf.
Kristina Lenz & Alex Simon Klug (*1992/*1991) arbeiten in your choices should be grounded in reality (2025) mit öffentlich zugänglichen KI-Generatoren. Durch den Prompt „close-up speaking mouth“ generieren sie unterschiedliche Nahaufnahmen von Lippenbewegungen und verdeutlichen so den Einfluss synthetisch erzeugter Bilder auf unsere Gegenwart. Mit einer archäologischen Herangehensweise dokumentieren sie die Entwicklungsstadien der KI visuell – vergleichbar mit Betonabgüssen, die die Spuren vergangener Schichten sichtbar machen – und zeigen, wie schnell sich KI-Modelle verändern. Dadurch unterliegt ihre künstlerische Arbeit kontinuierlichen Anpassungen.
In ANT*HOLOGY: De / Bugging the cultural history of ants (2025) erforscht Malte Uchtmann (*1996) Realitätskonstruktionen durch dokumentarisch-fiktionale Bildstrategien. Die Kulturgeschichte von Ameisen bildet die Grundlage für seine Auseinandersetzung mit menschlichen Gesellschaftsformen. Mit einer raumgreifenden, auf einem Algorithmus basierenden Zweikanal- Videoarbeit hinterfragt er, wie Systeme von Wissen, Ordnung und Repräsentation unsere Wahrnehmung und Verhalten prägen.
Gegenstand der Zweikanal-Videoarbeit Die Dialektik dieser Arbeit (2025) von Hannah Wolf (*1985) ist die Rüstungsindustrie in Deutschland. Die Künstlerin filmt für ihre Videoarbeit Gebäude von Rüstungsunternehmen im Detail und im Kontext. Durch die dokumentarischen Ansichten von Architekturen macht Wolf auf „die Alltäglichkeit des Nichtalltäglichen“ aufmerksam.
Dokumentarfotografie Förderpreise der Wüstenrot Stiftung
Seit 1994 werden die Dokumentarfotografie Förderpreise von der Wüstenrot Stiftung in Zusammenarbeit mit der Fotografischen Sammlung des Museum Folkwang an vier künstlerische Positionen vergeben. Für die Preise, die jeweils mit 10.000 Euro dotiert sind, gingen in diesem Jahr 79 Bewerbungen von Absolvent:innen deutscher Kunsthochschulen und fotografischer Ausbildungsstätten ein. Es ist die bedeutendste Auszeichnung dieser Art in Deutschland und richtet sich an jene, die mit zeitgenössischen dokumentarischen Bildstrategien und Darstellungstechniken die Gegenwart befragen.
Mitglieder der internationalen Jury waren:
Karolina Gembara (Künstlerin, Researcher, Aktivistin, Berlin/Warschau),
René Hartmann (Wüstenrot Stiftung, Ludwigsburg),
Luise Marchand (Künstlerin, Preisträgerin DF13, Berlin),
Thomas Seelig (Leiter Fotografische Sammlung, Museum Folkwang, Essen),
Francesco Zanot (Kurator, Mailand).
Es erscheint ein gleichnamiger Katalog, der ab dem 10. Oktober 2025 kostenfrei zur Mitnahme in der Ausstellung ausliegt und als digitale Version von der Website der Wüstenrot Stiftung heruntergeladen werden kann. (www.wuestenrot-stiftung.de/dokumentarfotografie-foerderpreise/)
Die Ausstellung der Dokumentarfotografie Förderpreise 15 der Wüstenrot Stiftung wird nach dem Museum Folkwang in der Staatsgalerie Stuttgart und im Museum für Photographie Braunschweig gezeigt.
In Zusammenarbeit mit der Wüstenrot Stiftung.
Informationen
Dokumentarfotografie Förderpreise 15 der Wüstenrot Stiftung
Nazanin Hafez, Kristina Lenz & Alex Simon Klug, Malte Uchtmann, Hannah Wolf
10. Oktober 2025 – 4. Januar 2026
Pressetermin: Do, 9. Oktober 2025, 11 Uhr
Eröffnung: Donnerstag, 9. Oktober 2025, 19 Uhr
Der Eintritt ist frei.
Artist Talks
Sa, 25.10. und 6.12., 15 Uhr
Mit Alex Simon Klug & Kristina Lenz und Malte Uchtmann (25.10.)
Mit Hannah Wolf und Nazanin Hafez (6.12.)
Die Künstler:innen sprechen über ihre Arbeiten, die anlässlich des Wüstenrot Dokumentarfotografie Förderpreis-Programms entstanden sind. Dabei berichten sie von den individuellen Produktionsprozessen und werkeigenen Inhalten. Besprochen werden auch die dokumentarischen Strategien und Ausformungen der neu entstandenen Werke.
Teilnahme kostenfrei. Ohne Anmeldung
Kontakt Wüstenrot Stiftung
Dokumentarfotografie Förderpreise
René Hartmann, Wüstenrot Stiftung, Ludwigsburg
+497141 16–75 6503, rene.hartmann@wstg.de
Kristina Lenz & Alex Simon Klug
Videostill aus read my lips, Teil der
Arbeit your choices should be
grounded in reality, 2025
Videoinstallation ca. 15 Minuten
© Kristina Lenz & Alex Simon Klug
Nazanin Hafez
Behind the Wall, They Witness the Rise, 2025
Aus: Spectators,
Papiercollage, 48 x 60 cm
© Nazanin Hafez
Malte Uchtmann
Videostill aus ANT*HOLOGY: De/Bugging the Cultural History of Ants, 2025
Algorithmisch basierte
Zweikanal-Videoinstallation, Loop
© Malte Uchtmann
Hannah Wolf
SigSauer (liquidiert), Eckernförde,
Videostill aus Die Dialektik dieser Arbeit, 2025
Zweikanal-Videoprojektion, ca. 20
Minuten
© Hannah Wolf
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