„Ich, Gustave Courbet“ – Realismus, Rebellion und kosmopolitische Perspektiven prägen das Jahresprogramm 2026 im Museum Folkwang
Das Museum Folkwang präsentiert 2026 ein Jahresprogramm, das historische Bezüge, zeitgenössische Relevanz und kulturelle Vielfalt miteinander verbindet. Herausragende Retrospektiven, international bedeutende Fotografie und die kontinuierliche Weiterentwicklung der Sammlung machen das Museum zu einem Ort der Reflexion, Vorstellungskraft und des Dialogs zwischen den Künsten aus Gegenwart und Geschichte.
Von der radikalen Bildsprache Gustave Courbets über die transkulturelle Perspektive der Fotografie-Ausstellungen bis hin zur frühen islamischen Sammlung des Museumsgründers Karl Ernst Osthaus spannt sich der Bogen des Jahresprogramms. Mit dem Zusammenspiel aus Historie, Gegenwartskunst und künstlerischer (Er-)Forschung eröffnet es neue Perspektiven auf zentrale Fragen von Kunst und Gesellschaft.
„Mit dem Jahresprogramm 2026 möchten wir die Besucher:innen einladen, Kunst als lebendigen Dialog zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu erleben. Wir zeigen, wie radikale künstlerische Positionen, historische Sammlungen und zeitgenössische Praktiken in unserem Museum zusammentreffen – ein Ort, an dem Erfahren und Empfinden verschmelzen“, so Peter Gorschlüter, Direktor des Museum Folkwang.
Gustave Courbet: Wegbereiter der Moderne
Mit der großen Retrospektive Ich, Gustave Courbet (17. Juli – 8. November 2026) widmet sich das Museum einem der einflussreichsten Künstler des 19. Jahrhunderts. Courbets kompromisslose Haltung und seine innovative Maltechnik machten ihn zum Grenzgänger zwischen Kunst, Gesellschaft und Politik. Die Ausstellung beleuchtet zentrale Werkgruppen – Selbstbildnisse, soziale Realität, Landschaft, Erotik und Exil – und zeigt, wie Courbets radikaler Realismus der Moderne den Weg bereitete. Die Schau entsteht in Kooperation mit dem Leopold Museum Wien und steht unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und dem französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron sowie unter dem Ehrenschutz von Alexander Van der Bellen, Bundespräsident der Republik Österreich.
Nach Damaskus … Karl Ernst Osthaus und die islamischen Künste
Die Ausstellung Nach Damaskus … (6. November 2026 – 21. Februar 2027) stellt zum ersten Mal die ehemalige „Islamische Abteilung“ des Museums in den Fokus. Rund 300 Objekte – von Keramiken über Textilien bis zu Metall- und Glasarbeiten, darunter bedeutende Leihgaben – veranschaulichen, wie die Begegnungen von Karl Ernst Osthaus mit Kunst und Kulturen aus Nordafrika und Westasien die Entwicklung dieser Sammlung prägten. Ausgewählte Werke der Klassischen Moderne, europäisches Kunsthandwerk und zeitgenössische Positionen erweitern den Blick auf die Bestände und ermöglichen neue Perspektiven auf den Sammlungsbereich.
Peter Gorschlüter betont: „Mit Ich, Gustave Courbet und Nach Damaskus… stellen wir zwei Ausstellungen vor, die auf unterschiedliche Weise von der Kraft künstlerischer Erneuerung erzählen. Beide Ausstellungen zeigen, wie eng Kunst, Politik und kulturelle Identität miteinander verwoben sind. In 2026 verhandeln wir diese Fragen neu – mit einer Offenheit, die sowohl den Künstler Courbet als auch das Museum Folkwang seit seiner Gründung prägt.“
Germaine Krull: Chronistin des 20. Jahrhunderts
Mit Germaine Krull: Chien Fou (28. November 2025 – 15. März 2026) rückt das Museum Folkwang die kosmopolitische Fotografin, deren Nachlass sich seit 1995 in der Fotografischen Sammlung des Museums befindet, in den Mittelpunkt. Neben ihren bekannten avantgardistischen Fotografien der 1920er- und 1930er-Jahre werden erstmals in größerem Umfang ihre (auto)biografischen Texte, Fotobücher, Maquetten und politischen Berichte präsentiert. Die Ausstellung beleuchtet insbesondere Krulls OEuvre als Autorin sowie ihre fotografische Praxis ab Beginn des Zweiten Weltkriegs, als sie Europa dauerhaft verließ. Sie eröffnet eine neue, transkulturelle Perspektive auf ihr Werk.
Vielfalt, Vermittlung und junge Positionen
Neben den großen Schauen zeigt das Museum ein breites Spektrum weiterer Ausstellungen: L is for Look (27. Februar – 7. Juni 2026) beleuchtet einen besonderen Aspekt fotografischer Gebrauchsformen und zeigt, wie Fotografien Eingang in die Kinderliteratur fanden – von fantasievollen Bilderbüchern bis hin zu literarischen Geschichten. Die Ausstellung Herbert W. Franke / Gottfried Jäger (16. Oktober 2026 – 10. Januar 2027) befasst sich mit den experimentellen Jahren der gegenstandlosen Fotografie, die von Debatten und Positionsbestimmungen einer damals jungen Generation geprägt war. Photography Masters (16. Oktober 2026 – 10. Januar 2027) hingegen zeigt die künstlerischen Ansätze und thematischen Schwerpunkte junger fotografischer Positionen heute. Die Präsentation Saâdane Afif: Affiches / Plakate (13. März – 4. Oktober 2026) gibt erstmals umfassend Einblick in diese besondere Werkgruppe des französischen Konzept- und Objektkünstlers und die neuseeländische Künstlerin Kate Newby entwickelt eine neue ortspezifische Arbeit im Außenbereich des Museums. Mit dem Stipendienprogramm der Neuen Folkwang Residence und dem Ausstellungsformat 6 ½ Wochen werden weiterhin junge Künstler:innen mit ihren ersten musealen Ausstellungen gefördert. Die Schau 100 Beste Plakate 25 (3. Juli – 2. August 2026) präsentiert außer Haus auf dem UNESCO Welterbe Zollverein die Höhepunkte des jährlich größten deutschsprachigen Wettbewerbs für Plakatdesign.
Sammlung und Neuerwerbungen
Die Sammlungspräsentation NEUE WELTEN stellt den Dialog der Künste ins Zentrum. Sie bleibt kostenfrei zugänglich. Ein Highlight im Jahr 2026 ist die Neuerwerbung der Skulptur Hahn und Podest von Katharina Fritsch, die ab März 2026 als raumgreifende Installation das Museum bereichern wird.
Gustave Courbet
Le Fou de peur, um 1844, Öl auf Leinwand
Foto: Børre Høstland, Nasjonalmuseet, Oslo
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