William Kentridge
Das Museum Folkwang und die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden würdigen William Kentridge im Herbst 2025 mit einem großen Gemeinschaftsprojekt zum 70. Geburtstag des südafrikanischen Ausnahmekünstlers. Unter dem Titel Listen to the Echo finden gleichzeitig in Essen und Dresden umfangreiche Ausstellungen statt, die unterschiedliche Schwerpunkte setzen und in der Zusammenschau einen einmaligen Überblick über Kentridges Kunst und seine interdisziplinäre Arbeitsweise bieten.
William Kentridge (*1955 in Johannesburg) gehört weltweit zu den wichtigsten zeitgenössischen Künstlern. Seine Arbeiten sind in Museen auf der ganzen Welt zu sehen, darunter im MoMA in New York, in der Albertina in Wien und der Royal Academy of Arts in London. Er nahm dreimal an der documenta teil und fünfmal an der Biennale in Venedig.
Seit vielen Jahren widmet sich William Kentridge auf poetische Weise gesellschaftlichen und politischen Themen, die nicht nur in seinem Heimatland Südafrika von großer Relevanz sind. International bekannt wurde er Ende der 1980er Jahre durch seine gezeichneten Kurzfilme, die das südafrikanische Apartheidregime thematisieren und politische mit persönlichen Geschichten verflechten. Diese Filme, die auf großformatigen Kohlezeichnungen basieren, bilden den Ausgangspunkt für ein umfangreiches und vielfältiges künstlerisches Werk, das Arbeiten der bildenden Kunst ebenso umfasst wie Inszenierungen für die Opernbühne und die Konzeption eigener Bühnenstücke. Die Ausstellung im Museum Folkwang präsentiert Hauptwerke Kentridges von den späten 1970er Jahren bis heute, darunter Filme und Multimedia-Arbeiten, Zeichnungen und Grafiken sowie Skulpturen und Tapisserien. Ein Schwerpunkt liegt auf Werken, die sich inhaltlich mit der wechselvollen Geschichte des Ruhrgebiets verknüpfen lassen. Kurzfilme wie Mine oder City Deep aus der berühmten Serie der Drawings for Projection sprechen auf allegorische Weise Aufstieg und Niedergang der Montanindustrie in Johannesburg an und laden dazu ein, über vergleichbare Entwicklungen in Deutschland zu reflektieren.
Auch Kentridges Werke, die den Kolonialismus in Afrika in den Blick nehmen, spielen in der Präsentation eine wichtige Rolle, darunter die Installation Black Box / Chambre noire aus dem Jahr 2005: Die mechanische Guckkastenbühne erinnert an den Völkermord, den deutsche Truppen 1904 an den Herero im damaligen Deutsch-Südwestafrika verübten. Koloniales Gedankengut wurde bis 1914 auch von Essen aus propagiert, etwa durch Publikationen des hier ansässigen G.D. Baedeker Verlags. Ein weiteres Thema der Ausstellung im Museum Folkwang ist das Künstlerstudio als kreatives, kooperatives Labor.
Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden zeigen Kentridges Werk gleich an drei Orten. Im Mittelpunkt steht dabei die wiederkehrende Beschäftigung des Künstlers mit dem Thema der Prozession als Metapher für das Streben menschlicher Veränderung.
Im Albertinum tritt die monumentale Videoinstallation More Sweetly Play The Dance (2015) in einen Dialog mit dem Dresdner Fürstenzug. Das Kupferstich-Kabinett widmet sich ausführlich der Druckgrafik von Kentridge und zeigt unter anderem die großformatige Holzschnittfolge Triumphs and Laments, in der es um die Fragwürdigkeit eines von Heldengeschichten geprägten Geschichtsverständnisses geht. Das Centre for the Less Good Idea – ein von William Kentridge und Bronwyn Lace in Johannesburg gegründetes Forum für junge Künstler und Künstlerinnen aus Südafrika – konzipiert in der Puppentheatersammlung die Jahresausstellung 2025/26 und verbindet die Puppenspielkunst mit dem künstlerischen Universum von Kentridge. Dabei trifft digitale Technik auf historisches Handpuppenspiel.
Listen to the Echo in Essen und Dresden entsteht in enger Zusammenarbeit mit William Kentridge. Ein gemeinsamer Katalog erscheint im Steidl Verlag, Göttingen.
Bildnachweise
William Kentridge
I look in the Mirror, I Know What I Need, 2023
Tusche und Buntstift auf handgeschöpftem Phumani-Papier, 139,5 x 166,5 x cm
Abbildung: Courtesy Kentridge Studio
© William Kentridge
William Kentridge
Self-Portrait as a Coffee-Pot, 2024
Still from Episode 4, Finding Ones Fate
Abbildung: Courtesy Kentridge Studio
© William Kentridge
Informationen
William Kentridge in Dresden und Essen
Listen to the Echo
Museum Folkwang: 4. September 2025 – 18. Januar 2026
Staatliche Kunstsammlungen Dresden: ab 6. September 2025
Eintrittspreise
Museum Folkwang:
14 € (regulär) / 8 € (ermäßigt)
Staatliche Kunstsammlungen Dresden:
Kombiticket 6. September 2025 – 4. Januar 2026: 20 € / 15 € (ermäßigt)
Ticket Albertinum: 14 € / 10,50 € (ermäßigt)
Ticket Kupferstich-Kabinett: 6 € / 4,50 € (ermäßigt)
Ticket Puppentheatersammlung: 7 € / 5 € (ermäßigt)
Freier Eintritt für Kinder und Jugendliche unter 17 Jahren
Tickets sind online erhältlich unter: www.museum-folkwang.de bzw. www.shop.skd.museum
Die Ausstellung in Dresden wird gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes, die Freunde der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden e. V. und die International Music & Art Foundation.
Sponsoren der Ausstellung in Dresden sind die Sparkassen-Finanzgruppe, A. Lange & Söhne sowie SachsenEnergie.
Die Ausstellung im Museum Folkwang wird gefördert durch die RAG-Stiftung und die Sparkasse Essen, mit Mitteln aus der Lotterie „PS-Sparen und Gewinnen“.
Pressebilder auf www.museum-folkwang.de und www.skd.museum/besucherservice/presse
William Kentridge
I look in the Mirror, I Know What I Need, 2023
Tusche und Buntstift auf handgeschöpftem Phumani-Papier
139,5 x 166,5 x cm
Abbildung: Courtesy Kentridge Studio
© William Kentridge
William Kentridge
Self-Portrait as a Coffee-Pot, 2024
Still from Episode 4, Finding Ones Fate
Abbildung: Courtesy Kentridge Studio
© William Kentridge
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