Fotografische Sammlung

Max Burchartz, Lotte, um 1928

Die Fotografische Sammlung wurde 1978 als eigenständige Abteilung im Museum Folkwang eingerichtet. Ihr Aufgabenspektrum umfasst fünf grundlegende Bereiche: Die Konservierung der Bestände, ein wechselndes Ausstellungsprogramm mit ca. fünf Projekten im Jahr, den kontinuierlichen Neuerwerb, die wissenschaftliche Bearbeitung der Sammlung und ihren öffentlichen Zugang.

Der zeitliche Schwerpunkt der Fotografischen Sammlung liegt in den 20er und 30er sowie 50er und 60er Jahren des 20. Jahrhunderts und in der Gegenwart. Aber auch das 19. Jahrhundert ist mit herausragenden Positionen vertreten. Das Sammlungsgebiet beinhaltet die künstlerische, dokumentarische und berichtende Fotografie, thematische Schwerpunkte sind die Darstellung des Menschen und der Architektur.

GESCHICHTE

 

Dem damaligen Direktor des Museum Folkwang Paul Vogt ist es zu verdanken, dass nach dem Tod des Fotografen und Fotolehrers Otto Steinert 1978 die ca. 3.500 Fotografien umfassende Studiensammlung der Folkwangschule für Gestaltung an das Museum Folkwang als Basis für die Gründung einer eigenständigen Abteilung übergeben wurde. Das Interesse und das Engagement für das Bildmittel Fotografie sind mit dem Namen Folkwang jedoch schon länger verbunden. Bereits ein Jahr nach der Gründung des Museum Folkwang 1902 in Hagen durch Karl Ernst Osthaus fand eine erste Ausstellung zur internationalen Berufsfotografie statt.
Obwohl die Folkwangschule für Gestaltung 1972 in die Gesamthochschule Essen integriert wurde, die Trägerschaft also von der Stadt Essen auf das Land Nordrhein-Westfalen überging, stand die mit städtischen Mitteln aufgebaute Fotografie-Sammlung vorerst ausschließlich für die Lehre in den Schulräumen zur Verfügung. Mit der Einrichtung der Abteilung ›Fotografische Sammlung im Museum Folkwang‹ im Herbst 1978 wurde dann der damals in Deutschland einmalige, von Otto Steinert initiierte Teil der Fotografenausbildung – die Lehre der Fotogeschichte anhand von Originalbeispielen – beendet. Von nun an war die Sammlung öffentlich zugänglich und ihr Bestand wurde durch zahlreiche Publikationen bekannt gemacht. Aus der Zusammenarbeit von Paul Vogt und Ute Eskildsen entwickelten sich enge Kontakte zu regionalen Stiftungen, durch deren Förderungen die Sammlung bis heute entscheidend erweitert werden konnte.

Mit Hilfe der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung und dank des persönlichen Engagements von Berthold Beitz wurden sowohl die private Bildersammlung und die Bibliothek als auch später der fotografische Nachlass Steinerts für das Museum Folkwang gesichert und ein umfangreiches Konvolut zum Werk August Sanders, zur Portraitfotografie der 1920er Jahre und zum Fotogrammwerk von László Moholy-Nagy erworben. Von 1978 bis 1983 verblieb die Fotografische Sammlung in den Räumen der Folkwangschule in Essen-Werden. In diesen Jahren erfolgte die Katalogisierung der Bestände. Im Herbst/Winter 1983 präsentierte sich dann die Sammlung mit der Ausstellung »Die Fotografische Sammlung« im Museum Folkwang und zeigt seither ein vielfältiges Ausstellungsprogramm, das das weite Spektrum fotografischer Aktivitäten – historischer wie gegenwärtiger – vermittelt. Darüber hinaus wurden in der Fotografischen Sammlung seit 1982 verschiedene Stipendienprogramme entwickelt, die sowohl der Förderung der fotografischen Produktion und Publikation und als auch der Ausbildung des kuratorischen Nachwuchses dienen.

STIPENDIEN UND PREISE

 

STIPENDIENPROGRAMM ZEITGENÖSSICHE DEUTSCHE FOTOGRAFIE DER ALFRIED KRUPP VON BOHLEN UND HALBACH-STIFTUNG

Die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung vergibt seit 1982 in Zusammenarbeit mit der Fotografischen Sammlung des Museum Folkwang Stipendien für Zeitgenössische deutsche Fotografie. Die Förderung wendet sich an Fotografinnen und Fotografen (ohne Altersbegrenzung), die unabhängig von einer Auftragsarbeit ein fotografisches Vorhaben über einen längeren Zeitraum erarbeiten möchten. Die Ausschreibung ist weder thematisch gebunden, noch einem bestimmten Bereich der fotografischen Praxis zugeordnet. Die Krupp-Stiftung möchte mit diesem offen gehaltenen Förderprogramm eine zeitgemäße bildnerische Auseinandersetzung mit fotografischen Sicht- und Darstellungsweisen fördern. Die Fotografische Sammlung des Museum Folkwang betreut dieses Förderprogramm. Alle zwei Jahre werden jeweils zwei Stipendien ausgeschrieben. Das Stipendium ist mit 10.000 Euro dotiert und wird für die Dauer eines Jahres vergeben. Innerhalb dieses Zeitraums muss das geplante fotografische Vorhaben abgeschlossen sein. Eine Dokumentation bzw. Beispiele aus dem Projekt verbleiben nach Abschluss in der Fotografischen Sammlung des Museum Folkwang.

Details und Unterlagen zur aktuellen AUSSCHREIBUNG 2022 finden Sie auf
https://www.krupp-stiftung.de/stipendienprogramm-zeitgenoessische-deutsche-fotografie/

STIPENDIEN MUSEUMSKURATOREN FÜR FOTOGRAFIE DER ALFRIED KRUPP VON BOHLEN UND HALBACH-STIFTUNG

Im Jahr 2000 startete das Förderungsprogramm der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung Museumskuratoren für Fotografie, das angehenden Fotokuratorinnen und -kuratoren eine museumsspezifische Ausbildung an drei fotografischen Sammlungen im deutschsprachigen Raum ermöglicht. Neben der Fotografischen Sammlung im Museum Folkwang sind die Sammlung Fotografie am Münchner Stadtmuseum und das Fotomuseum Winterthur an dem Programm beteiligt. Drei Stipendiatinnen/Stipendiaten sind für jeweils ein halbes Jahr an diesen drei Museen tätig. Seit 2010 beteiligen sich zudem das Getty Research Institute, Los Angeles, das Victoria & Albert Museum, London, und seit 2018 das Centre Pompidou, Paris. Das Stipendium wird mit einem halbjährigen Aufenthalt bei einem der drei kooperierenden internationalen Museen abgeschlossen. Das Stipendium ist mit insgesamt 55.000 Euro dotiert und wird alle zwei Jahre vergeben.

FÖRDERPREIS DOKUMENTARFOTOGRAFIE

Seit 1994 vergibt die Wüstenrot Stiftung im zweijährigen Turnus einen Förderpreis Dokumentarfotografie in Zusammenarbeit mit der Fotografischen Sammlung des Museum Folkwang. Das Förderprogramm richtet sich an Fotografeninnen und Fotografien, die sich mit Themen der realen Lebenswelt beschäftigen und mit zeitgenössischen Mitteln die Definition des Abbildungscharakters der Fotografie reflektieren. Diese Auseinandersetzung zu unterstützen und ihre Weiterentwicklung zu fördern, ist Anliegen der Förderpreise. Ihre Vergabe ist offen für aktuelle Methoden, Formen und Techniken, die eine dokumentarische Haltung gegenüber der Wirklichkeit einnehmen. Die Wüstenrot Stiftung vergibt die Förderstipendien im Wert von 10.000 Euro im zweijährigen Turnus an vier Absolventeninnen und Absolventen deutscher Hochschulen und Akademien. Gefördert wird die Ausarbeitung und Realisierung des bei der Bewerbung eingereichten Vorhabens. Die während der Förderung entstandenen Arbeiten werden anschließend in einer Wanderausstellung gezeigt. Begleitend erscheint dazu ein Katalog. Eine Auswahl der Arbeiten verbleibt nach Abschluss der Ausstellung in der Fotografischen Sammlung des Museum Folkwang und steht dort der Forschung und für zukünftige Ausstellungsprojekte zur Verfügung.

Zentrum für Fotografie

 

Die im Zentrum für Fotografie Essen zusammengeschlossenen Institutionen – die Folkwang Universität der Künste, das Historisches Archiv Krupp, die Stiftung Ruhr Museum und das Museum Folkwang – arbeiten seit längerer Zeit zusammen, um eine starke Basis für fortgesetzte Kooperationen zu schaffen. Seit mehr als 150 Jahren ist Essen einer der wichtigsten Standorte für Fotografie in Deutschland. Dies begründet sich zum einen in den vielfältigen und reichen Sammlungen. Dieser Reichtum fotografischer Gebrauchsweisen drückt sich nicht allein in der hohen Zahl fotografischer Objekte aus (in den drei Sammlungen werden weit mehr als 6,5 Millionen Fotografien bewahrt), sondern auch in der historischen wie systematischen Breite dieser Überlieferung. Lückenlos reicht sie von den Anfangsjahren der Fotografie bis in die unmittelbare Gegenwart. Zum anderen begründet sich dies in der langen Kontinuität in Lehre und Forschung zur Fotografie, die mit der Gründung der Folkwangschule bis ins Jahr 1927 zurückreicht. Wichtige Ergebnisse dieser Zusammenarbeit waren in der zurückliegenden Zeit Ausstellungen, Tagungen und Workshops, die sich sowohl an eine größere Öffentlichkeit als auch an das Fachpublikum richteten. Darüber hinaus vermitteln zahlreiche Lehrveranstaltungen zur Geschichte, Theorie und Praxis des Mediums die gesamte Breite des fachspezifischen Wissens an die nächste Generation.

KONTAKT

Elke Seeger
zentrumfuerfotografie@folkwang-uni.de

ÜBERBLICK

Momentan umfasst die Fotografische Sammlung rund 65.000 Fotografien, überwiegend Vintage Prints, des 19. bis 21. Jahrhunderts von ca. 1.300 Bildautorinnen und -autoren. Neben einzelnen Werken und Werkgruppen besitzt die Sammlung zahlreiche Konvolute zu verschiedenen Bildautor*innen oder Themenfeldern, verschiedene Archive sowie Nachlässe von Bildautoren oder Institutionen. Aus den Nachlässen werden auch Negative, Geräte, Belege und schriftliche Dokumente aufbewahrt.

STUDIENRAUM

Der Sammlungsbestand der Fotografischen Sammlung ist extern über die Sammlung Online (mit vielen Abbildungen) einsehbar. Für vertiefende Recherchen stehen im Studienraum nach Voranmeldung weitergehende Informationen in der lokalen Datenbank bereit. Dokumentationen zu bisherigen Ausstellungen der Fotografischen Sammlung sowie eine Fotofachbibliothek ergänzen das Angebot.

URHEBERRECHTE

Das Museum Folkwang hält die Urheberrechte für Errell (Richard Levy), Germaine Krull, Helmuth Kurth, Helmar Lerski, Walter Peterhans, Fee Schlapper und Otto Steinert.
Anfragen zum Copyright richten Sie bitte an petra.steinhardt@museum-folkwang.essen.de.

BILDANFRAGEN

Für Bildanfragen im Zuge geplanter Veröffentlichungen kontaktieren Sie bitte info@artothek.de.

KONTAKT

Leitung: Thomas Seelig
Wiss. Mitarbeiterin: Petra Steinhardt
Assistenz: Jessica Fiedrich
T +49 201 8845 117
F +49 201 8845 123
photography@museum-folkwang.essen.de