Vortrag von Christoph Schulz – William Kentridge udn die Buch-Kunst-Geschichte

William Kentridge nimmt in seinem Schaffen immer wieder Bezug auf Bücher: Mittelbar, indem er auf zahlreiche literarische Werke anspielt; aber auch ganz konkret auf ihre materielle Form. Bücher bilden die Grundlage vieler seiner Animationen und werden in seinen Bühnenarbeiten projiziert. Sie dienen als Ausgangspunkt künstlerischer Prozesse und liefern mit ihren bedruckten Seiten das Rohmaterial für Arbeiten, die am Ende gar keine Bücher (mehr) sind. Seine künstlerischen Buchprojekte stellen in diesem Zusammenhang einen eigenständigen Werkkomplex dar. An vielen Stellen knüpft Kentridge dabei an die Buchgeschichte an: Er greift Buchmetaphoriken und historische Buchphänomene genauso auf, wie moderne Traditionen künstlerischer Bücher. Im Unterschied zu Zeichnung, Malerei oder Skulptur, stellt das Buch eine prozessuale, performative und interaktive Form dar, die von den Betrachtenden in die Hände genommen und „manipuliert“ werden muss, um ihren Inhalt sichtbar werden zu lassen. Diese charakteristische Anlage des Buchs birgt ein dynamisches Potenzial und beflügelt eins der zentralen Themen von Kentridges Werk: das Verhältnis von Statik und Bewegung – und die Wandelbarkeit dessen, was wir sehen.

Mit Dr. Christoph Schulz, Literaturwissenschaftler und Kunstkritiker

In Zusammenarbeit mit dem Kunstring Folkwang e.V., Verein der Freunde des Museum Folkwang 
Teilnahmebeitrag: 5 € / 2,50 € / Mitglieder Folkwang-Museumsverein und Kunstring Folkwang frei.